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Brandschutz im Brennpunkt

Brandschutz QSS-Brandschutz
2017 in London: Ein Wohnungsbrand im Grenfell Tower weitete sich auf das gesamte Gebäude aus und forderte über 70 Todesopfer. Brandursache war ein defekter Kühlschrank (Quelle: Natalie Oxford).

Spätestens seit der Brandkatastrophe im Grenfell Tower in London ist Brandschutz europaweit ein wichtiges Thema. Wir haben mit einem Brandschutzexperten über die Schweizer Gesetzgebung gesprochen und zeigen Ihnen moderne Brandschutzelemente.

Die Bilder des brennenden Grenfell Tower in London schockierten die Welt. Ein defekter Kühlschrank setzte 2017 eine Wohnung des Wohnblocks aus den 1970er-Jahre in Brand. Trotz frühem Eintreffen der Feuerwehr hatte sich das Feuer über die Fassadenverkleidung zu einem Grossbrand mit über 70 Todesopfern entwickelt. Britische Brandexperten haben bei Untersuchungen von über 500 Wohnhäusern mit vergleichbaren Fassadenkonstruktionen erhebliche Sicherheitsmängel festgestellt.

Auch in der Schweiz stehen einige Wohngebäude aus den 60er- und 70er-Jahren, die den verschärften Brandschutzvorschriften angepasst werden müssen. Im Gespräch mit einem Brandschutzexperten beleuchten wir die aktuelle Lage in der Schweiz. Zudem zeigen wir Ihnen die erste diffusionsoffene, nicht brennbaren Fassadenbahn Stamisol Safe One und die Brandschutzprofile forster fuego light und forster presto – für einen zuverlässigen Brandschutz.

QSS-Brandschutz
Quelle: QSS-Brandschutz

«In der Schweiz wird streng kontrolliert»

Interview mit Patrick Schlatter, Geschäftsführer von QSS-Brandschutz Schlatter.

Die Gebäude in der Schweiz haben einen hohen Brandschutz-Standard. Verheerende Brände sind selten. Zu verdanken ist den strengen Gesetzen und moderner Technik. Der wichtigste Faktor sind aber die Brandschutzkontrollen.

Brandschutz ist ein vielschichtiges Thema. Auf welchen Ebenen muss man es angehen?

Brandschutz lässt sich in drei Bereiche einteilen: den baulichen, den technischen und den organisatorischen. Die baulichen Massnahmen müssen früh geplant werden. Es folgt die technische Umsetzung während der Bauarbeiten. Beim organisatorischen Brandschutz ist der Eigentümer in der Verantwortung. Es geht um Fragen wie: Ist sichergestellt, dass nicht neben Plastikkanistern voller Benzin geschweisst wird? Wie oft werden die Feuerlöscher gewartet?

Wie sicher sind Gebäude in der Schweiz?

Die Schweiz hat im Vergleich mit anderen Ländern einen sehr hohen Standard. Die Zahlen sind eindrücklich.

Brandschutz QSS

In der Schweiz gibt es gerechnet auf eine Million Einwohner im Schnitt pro Jahr 3,6 Brandtote. In Deutschland sind es 6,8 und in den USA sogar 12,3.

Woran liegt das? Sind die Gesetze strenger oder ist die Technik besser?

Unsere Gesetze sind streng, aber nicht strenger als andere. Aber: Bei uns wird streng kontrolliert – im Gegensatz zu anderen Ländern. Jedes Gebäude wird hier brandschutztechnisch abgenommen. Andernorts fehlen dazu die Mittel. Ich war in Costa Rica. Dort gibt es für das ganze Land 35 Brandschutzkontrolleure. Bei uns zählt allein der Kanton Zürich 200.

Was sind für Ingenieure aktuell die grössten Herausforderungen beim Brandschutz?

Es klingt banal, aber eine der grössten Herausforderungen ist derzeit, dass man den Brandschutz früh genug in die Planung involviert. Am besten bereits in der Vorprojektphase. Seit 2015 fordert das Gesetz, dass Brandschützer einen Bau begleiten. Das geht immer noch vergessen.

Brandschutz QSS

Mit welchen Folgen?

Meistens mit finanziellen. Wenn der Brandschutz zu spät involviert wird, kommt es den Kunden oft teuer zu stehen. Darum lohnt es sich, früh genug Experten beizuziehen. Dann kann alles von Anfang an korrekt geplant werden und es entstehen weniger Mehrkosten.

Im Juni 2017 hat in London ein Feuer in einem Hochhaus über 70 Menschenleben gefordert. Die Konstruktion der Fassade war für die Katastrophe mitverantwortlich. Wie wichtig ist die Fassade für den Brandschutz?

Sie ist ein zentrales Element, das lange vernachlässigt wurde. Bis zum Brand in London hat man zwar streng darauf geachtet, dass sich ein Feuer nicht im Innern des Hauses ausbreiten kann. Dass sich ein Feuer auch über die Fassade von Stockwerk zu Stockwerk fressen könnte, dem wurde wenig Beachtung geschenkt.

Genau das ist aber in London passiert. Seither gibt es für Fassaden zusätzliche Vorschriften und Kontrollen.

Ist der Schutz von Hochhäusern eine besondere Herausforderung?

Hochhäuser haben einige Tücken. Grundsätzlich gilt: Ein Hochhaus muss im Brandfall innert 30 bis 45 Minuten nach Eintreffen der Feuerwehr geräumt sein. Die Feuerwehr kann von aussen nur wenige Personen retten, da ihre Drehleitern höchstens 35 m lang sind. Die Rettungskräfte müssen also ins Gebäude rein. Darum ist es zentral, dass Hochhäuser die höchsten technischen Brandschutzanforderungen erfüllen.

Was heisst das konkret?

Es braucht freie Fluchtwege im Innern. Die Treppenhäuser von Hochhäusern müssen deshalb mit Rauchdruckanlagen (RDA) ausgestattet sein. Die Anlage erzeugt einen Überdruck und sorgt so dafür, dass sich der Rauch nicht im Treppenhaus ausbreiten kann. Das Gebäude bleibt für die Rettungskräfte etwa eine Stunde begehbar.

Was ist heute der grösste Risikofaktor für einen Brand? Ist es, wie so oft, der Mensch?

Das ist so – allerdings ist der Mensch nicht der direkte Verursacher. Die meisten Brände sind auf technische Defekte zurückzuführen. Dass jemand mit einer Zigarette im Bett einschläft und so einen Brand auslöst, ist die Ausnahme. Die Leute sind sensibilisiert. Der Mensch ist aber insofern ein Risikofaktor, als es immer Menschen sind, welche die Technik entwickeln und installieren. Fehler, die hier gemacht werden, können einen Brand verursachen.

Die Schweiz hat strenge Vorschriften für den Brandschutz. Wie werden sich diese in Zukunft entwickeln?

Die nächste Gesetzesrevision erfolgt bis spätestens 2028. Die Gesetze dürften eher gelockert werden. Der Fokus liegt auf einem funktionierenden Gesamtkonzept. Beispielsweise werden längere Fluchtwege erlaubt. Trotzdem muss gewährleistet sein, dass jede Person das Treppenhaus oder den Fluchtweg im Gebäude innert zwei Minuten erreichen kann.

Und welche technischen Innovationen wird es geben?

File Safe heisst hier das Stichwort. Dabei geht es um die Mehrfachsicherung, die gewährleistet, dass der technische Brandschutz in jedem Fall funktioniert.